Auf nach Westen (Bretagne)

(0 – 1251 km)

Alles ist gepackt, das Auto ist vollgetankt, der Zündschlüssel wird gedreht und die Reise beginnt. Das Vertraute verschwindet hinter der letzen, das Neue kommt nach der nächsten Kurve.

Das Wetter ist zwar noch weit entfernt von Frühling, aber die ersten halbwegs warmen Tage laden endlich zum Beginn der Reise ein. Als erstes geht es zur Côte Granite Rose. Ein Küstenstreifen der Bretagne, der für seine rosa Felsformationen berühmt ist. Ein kurzer Stop in Perros-Guirec und dann nach Tregastel, wo die Küste durch die berühmten rosa Steine gebildet wird. Nach der ersten Nacht machte ich zunächst einmal eine Wanderung um den Hafen von Ploumanac‘h zum Plage de Tourony und weiter entlang der Baie de Saint-Anne. DasHafenbecken hat die Besonderheit, das es landeinwärts durch zwei Gezeitenmühlen eingerahmt wird.

Hafen von Ploumanac'h

Am Plage de Tourony zeigen sich schon die ersten riesigen Felsformationen. Noch nicht rosa, aber nicht weniger beeindruckend. Selbst in den Gärten der angrenzenden Grundstücke hat fast jeder einen gigantischen Findling zu liegen und in seine Grundstücksgestaltung einbezogen.

Der Startpunkt für die rosa Granitküste ist der Parkplatz vor dem Aquarium von Tregastel. Bei Erreichen der Küste werde ich durch einen riesigen, balancierenden Würfel auf einer vorgelagerten Insel empfangen.

Nicht würfeln

Auf dem Pfad entlang der Küste werden die gigantischen Felsformationen immer abenteuerlicher und haben teilweise die Formen von Tieren. Hier ist ein Ort, an dem sich die Natur richtig ausgetobt hat.

Balanceakt

Am nächsten Stellplatz im Landesinneren zeigt sich durch die Bäume hindurch ein riesengroßes Radom. Ob dort wohl unheimlichen Experimente durchgeführt werden? Hauptsache man wird nicht in der Nacht weggefangen und dort als Laborratte benutzt.

Der Dome

Am nächsten Morgen klärte sich das Geheimnis auf. Die weisse Kugel gehört zur Cité des Télécoms, einem sehr schönen Ausstellungskomplex über die Geschichte der Telekommunikation und der Verlegung der dazu nötigen Unterwasserkabel. In dem Radom selber befindet sich eine Satellitenempfangsantenne, die u.a 1962 die erste Fernsehliveübertragung zwischen den USA und Europa ermöglichte.

Jetzt rückt der Westen der Bretagne immer näher. Auf dem Weg nach Brest, gibt es noch Zwischenhalte am Château de Kerjean (das leider erst einen Tag später für Besucher die Saison eröffnete) und in Le Folgoët. Hier steht eine für bretonische Verhältnisse sehr elegante Kirche, die im Mittelalter einem Verrücktem des Waldes gewidmet wurde, auf dessen Grab der Sage nach eine Lilie mit den Worten „Ave Maria“ wuchs.

Le Folgoet

In Brest steht der riesige Aquariumkomplex Oceanopolis, direkt am Yachthafen, auf dem Programm. Nach der Übernachtung auf dem Parkplatz direkt davor, bin ich gleich morgens zur Eröffnung zur Stelle. Dadurch habe ich das Glück, das Aquarium fast für mich alleine zu haben. Interessanterweise gab es auch eine geführte Besuchergruppe mit ihren Hunden und am Robbenbecken schauten sich Hund und Robbe dann verdutzt an.

Wer ist das?

Nach dem Besuch bei Fischen, Robben und Pinguinen fahre ich wieder etwas südlich und vielleicht auch endlich mal surfen. Es ist der erste wirklich warme Tag des Jahres und der Weg führt auf die Crozon Halbinsel. In der Abbaye de Daoulas lege ich einen kleinen Zwischenstop ein und geniesse den warmen Tag bei einem Rundgang im Kloster- und Kräutergarten.

Abbey Daoulas

Auf Crozon ist mein Ziel der Fischerort Camaret sur Mer. Neben einem sehr anschaulichen Schiffsfriedhof säumen sich an der Hafenpromenade viele Bars und Restaurants. Selbst etwas im Inneren des Ortes kann man noch das eine oder andere nette Cafe entdecken. Leider ist es trotz des Sonnenscheins weiterhinsehr stürmisch und somit gibt es immer noch keine surfbaren Wellen. Aber nach vier Tagen habe ich dann auch den ersten Wasserkontakt am Plage Kerloc. Herrlich, endlich wieder vom Wasser getragen zu werden.

Camaret sur Mer

Und dann geht es auch schon erstmal wieder zurück zum Basiscamp. Mein neues Bodyboard ist fertig und die Lieferung ist angekündigt. Nebenbei kann ich auch gleich noch einige Reparaturen an der Frischwasseranlage durchführen. Der Einfüllstützen und ein Verteilerschlauch sind undicht und die Anschlüsse müssen erneuert werden.

Boardsammlung

Nachdem das neue Board verstaut und die Wasseranlage wieder dicht ist, geht eszurück nach Westen. Diesmal etwas südlich an die Baie de Trepasses an der Pointe du Raz. Drei Tage lang nur Wellen gucken und surfen.

Fernsehprogramm

Und nun zieht ein gigantischer Sturm auf und das Campingcar wird in der Nacht ordentlich durchschüttelt. In dieser Zwangspause fahre ich weiter nach La Torcheund bestaune unterwegs in Audierne ein Meer ausser Rand und Band. Und auch in La Torche ist so viel Wasser durch den Sturm in Bewegung, wie ich es noch nicht erlebt habe. Durch das kleine Kap steht man mittendrin und die Gischt ist ein Bestandteil der Luft und die Wellen stürmten immer wieder mit immenser Kraft an die Ufer.

Kraft der Natur - Audierne
Raue See vor La Torche

Am nächsten Tag ist alles als ob nichts gewesen wäre. Leichte Wellen, blauer Himmel und Bilderbuchwolken. Die richtigen Bedingungen um das neuen Board einzufahren und langsam in einen Surfrhytmus zu kommen.

Den Kopf in den Wolken

Nach vier Tagen ruft erneut das Basiscamp. Das Auto muss noch einen neuen TÜV bekommen. Und so erlebe ich nochmal die kälteste Surfsession bei 11 Grad Wasser- und Lufttemperatur. Auf dem Rückweg halte ich noch bei zwei sogenannten Kalvarienbergen an. Eine mittelalterliche Darstellungsform von Szenen aus der Passion Christi, die damals quasi wie ein Comic in Steinform funktioniert haben.

Kalvarienberg Tronoen

Das Auto ging ohne Probleme durch den TÜV und somit war der weg frei für die nächste Etappe.

Viele Grüße, Thomas