Azoren entdecken mit Boogietrips
Neben dem Algarve Adventure bietet Nic von Boogietrips auch einen Surftrip auf die Azoren an. In diesem Jahr habe ich mich für die erste Novemberwoche eingebucht. Michel, der auch schon bei der Algarvetour im Frühjahr dabei war, war auch wieder mit von der Partie und brachte noch fünf seiner Kollegen mit.
„Unbedingt mitzubringen ist eine Regenjacke und eine Badehose“ – Nic
Wir trafen uns dann alle beim Zwischenstop in Lissabon und kamen auf Grund der Zeitumstellung (auf den Azoren werden die Uhren zwei Stunden zurückgestellt) letztendlich um 12:30 Uhr an. Nic erwartete uns bereits am Flughafen von Ponta Delgada auf der Insel Sao Miguel und wir fuhren etwa 15 Minuten auf die andere Seite der Insel zu unserer Unterkunft in Ribeira Grande. Trotz aller guten Vorsätze erstmal in Ruhe anzukommen, hatte die Insel uns sofort gefangen und es wurde noch ein langer ereignisreicher Tag.
Nach dem Ankommen im Gästehaus, der Zimmerverteilung und einem kleinen Snack in der benachbarten Dorftaverne (u.a der leckere, immer wieder als Vorspeise angebotene „local cheese“ mit Paprikapaste) haben wir uns gleich im Gästehaus in unsere Neos gepellt und sind zu Fuss um die Ecke zum Stadtstrand Monte Verde für eine Willkomenssession aufgebrochen. Nach fünf Minuten Gänsemarsch konnten wir uns dann in ganz entspannte Wellen werfen. Damit war der Tag aber noch nicht zu Ende. Am Abend begannen wir mit dem, was unsere tägliche Aftersurf-Routine werden sollte. Wir fuhren in die ganz in der Nähe gelegenen heisse Quelle Termas das Caldeiras, in der man bei 39 Grad Wassertemperatur langsam Körper und Geist unter freiem Himmel entspannen und aufweichen kann. Und somit ging der erste lange Tag dann zu Ende.
Den zweiten Tag nutzten wir nach einer weiteren Session am Monte Verde Strand für die ersten Sightseeing Aktivitäten – und davon haben die Azoren eine ganze Menge zu bieten. Glücklicherweise sind die Inseln noch nicht sehr touristisch erschlossen und somit ist alles noch sehr ursprünglich. Wir fuhren zu einem der vielen Kraterseen, dem Lagoa de Fogo, und besuchten anschliessend die letzte europäische Teeplantage Cha Gorreana. Nach einer kurzen Fotosession in den Plantagen verkosteten wir die lokalen Teesorten. Praktischerweise kann man sich in dem angeschlossenen Shop gleich ausreichend mit Tee eindecken. Die Therme der Wahl war diesmal die grössere Anlage Poca de Donna Beija mit verschiedenen Becken voll eisenhaltigem Wasser.
Der nächste Tag war, besonders wenn man an das Novemberwetter zu Hause denkt, einer der besten des Trips. Wir verbrachten den gesamten Tag am Santa Barbara Strand von Ribeira Grande mit einer etwas herausfordernden Vormittagssession und nach dem Mittagspicknick einer entspannten Nachmittagssession. Am Ende waren wir alle endgültig angekommen und hatten den legeren Kleidungsstil für die nächsten Tage, Jogginghose, T-Shirt und Flip-Flops, etabliert. Vormittags stiess auch Sergio zu uns, eine lokaler Bodyboard Trainer, der Nic bei grösseren Gruppen unterstützt. Sergio kann man getrost als „verrückten Local“ bezeichnen. Von Beginn an strahlte er eine unglaubliche positive Manie fürs Bodyboarden und die Natur der Azoren aus (und nicht zu vergessen für veganes Essen). Am Abend kochten wir dann gemeinsam im Gästehaus und der Tag klang bei Wein und Lachen aus.
„Oohh, what a beautiful wave. GO GO GO!“ – Sergio
Nun kam der Tag, an dem das Wasser den Trainern gehörte. Ein grosser Swell sorgte für eine heftige Wedge am Calhau da Areia in Maia, deren Tubes sich Nic und Sergio nicht entgehen lassen konnten. Schon auf dem Weg dorthin waren beide aufgeregt wie kleine Kinder zu Weihnachten. Und da die ganze Gruppe einen Erholungstag gebrauchen konnten, genossen wir die Live Action vom Ufer aus. Als die beiden aus dem Wasser kamen, hatten sie dieses gewisse Funkeln in den Augen und ein Grinsen im Gesicht, das nicht mehr weg zu gehen schien. Im Anschluss führte Sergio uns auf einen Berg mit bemoosten Feenwald.
Überhaupt bieten die Azoren eine sagenhafte landschaftliche Abwechslung. Eben noch am schwarzen Vulkanstrand fährt man durch saftig grüne Wiesen mit Kühen die Berge hoch in ein Schwarzwaldpanorama mit blauen Kraterseen und zurück durch den Dschungel.
Da der Swell noch grösser wurde, kamen nun die Ausweichoptionen auf der anderen Seite der Insel ins Visier und Ponta Delgada bot mit Pupolo die perfekte Option. Der kleinere Strandabschnitt gehörte diese beiden Tage komplett uns. Nach dem Surfen überraschte uns Nic mit der Zubereitung eines frisch gekauften Bonito Thunfisches. Das Besondere daran war, dass der Fisch teilweise roh, gebraten und mariniert serviert wurde.
Danach, na klar, wieder Therme. Diesmal die Dschungeltherme Caldeira Velha inmitten eines von Riesenfarn dominierten Urwaldes in dem sich auch die Thermenbecken befinden.
Nach dem Pupolo Surf am nächsten Vormittag führte uns Sergio zu einer Inselrarität, dem veganen Restaurant „Happy Veggies“, zwischen MacDonalds und Burgerking gelegen, um ein leichtes Bodyboarder-Mittag einzunehmen. Dann ging es weiter zum malerischen Kratersee Lagoa das Sete Cidades, der nebeneinander einen blauen und einen grünen See beherbergt. Das Besondere aber ist die Ruine des ehemaligen fünf Sterne Hotel „Monte Palace“, das Anfang der 90er Jahre für circa 1,5 Jahre in Betrieb, dann bis 2010 unbenutzt blieb und schließlich dem Verfall preisgegeben wurde.
Der abendliche Besuch der Termas das Caldeiras entwickelte sich dann zu einem besonderen Trip. Wir hatten das ganze Becken für uns alleine, lagen mit einem kalten Bier im heissen Wasser unterm Sternenhimmel und liessen uns von einem Elektro DJ-Set beschallen. Wir drifteten immer weiter ab und wurden erst durch einen leichten Nieselregen wieder aus der Trance zurückgeholt. Es war das absolute körperliche und geistige Entspannen.
Freitagmittag gehörte dann einer entspannten Mittagssession am grossen Pupolo Strand, der man anmerkte dass unsere Körper jetzt ganz im Wasser angekommen waren. Am Abend nutzten Michel und ich noch die letzte Gelegenheit zum Surfen und stellten uns mit Nic der Herausforderung von Santa Barbara. Es war zwar nur ein Swell von einem halben Meter angesagt, aber trotzdem war viel Wasser in Bewegung und vor allem kreuz und quer und immer wieder bauten sich überraschende Wedges vor einem auf. Dank Nic’s Wellenauswahl gelangen uns dann einige fantastische Wellenritte und eine besondere Erfahrung mit den wilden Bedingungen.
Beim gemeinsamen Abschiedsessen im Restaurante da Associacao Agricola, einem der besten Steakrestaurants der Insel, wurden noch verschiedene Theorien entwickelt wie wir den Aufenthalt verlängern könnten, aber letztendlich hieß dann leider doch für alle am Sonnabend Abschied nehmen.
Die Azoren haben mich als Reiseziel zum Surfen und zum Entdecken einer abwechslungsreichen, ursprünglichen Landschaft überzeugt. Sie bieten sehr viele, leicht zu erreichende Surfoptionen, so dass nahezu bei jeder Swellrichtung und -stärke eine Möglichkeit für jeden Schwiergkeitslevel zum Surfen gefunden werden kann. Die Line-up‘s sind selten voll und gut zugänglich. Ebenfalls sehr angenehm war die relativ warme Wassertemperatur von 19 Grad. Und sollte mal keine Welle laufen, gibt es genügend Alternativen um die Insel zu entdecken.
Viele Grüsse, besonders an unsere lustige Truppe: Anika, Christin, Michel, Marvin, Fabian, Christian, Denis, Nic und Sergio und vielen Dank an Christian für die Bilder von der Surfaction.
Viele Grüsse, Thomas
Impressionen:
Surfaction (Fotos:Christian):