Silberstreifen am Horizont (Cote d‘Argent)

(2131 – 2440 km)

Schon bei der Ankunft mit der Fähre wird klar, ab hier ist Frankreich anders. Das Land ist flach, ich fahre schnurgerade durch Kiefernwald. Die nächste Zeit soll das Surfen im Vordergrund stehen und mich an der Silberküste entlang bis ins Baskenland führen. 230 km nahezu ununterbrochenen Sandstrand gibt es zu erkunden

Das eigentliche Médoc mit seinen Weinanbaugebieten liegt weiter im Landesinneren, während ich parallel zur Küste fahre. Die robusten Granitsteinhäuser des Nordens sind nicht mehr zu sehen und stattdessen findet man hier eher Sommervillen im Bungalowstil.

Für die kommenden Tage ist mal wieder schlechtes Wetter vorhergesagt und so habe ich mir einen grossen Zeltplatz in Lacanau ausgesucht. Dieser bietet neben anderen Annehmlichkeiten auch eine Schwimmhalle. Da es hier nicht gewünscht ist es mit Boardshorts zu baden, gibt es sogar Automaten an denen man sich Badehosen kaufen kann.

Der Surfspot ist nicht sehr weit weg. Ich mache das Fahrrad klar, ziehe mich um und fahre gleich im Neoprenanzug zum Strand. Leider sind die Wellen durch den starken auflandigen Wind kaputt geblasen. Ich versuche trotzdem mein Glück und mache erstmal die Bekanntschaft mit einer typischen Eigenschaft des gesamten Küstensabschnitts. Auf Grund der Gräben zwischen den Sandbänken und dem Ufer brechen die Wellen relativ schnell und früh und bilden auf den Weg zum Strand ein kochendes Weisswasserfeld mit einer seitlichen Strömung. Ich kämpfe mit dem Weisswasser ohne wirklich vorwärts zu kommen. Es gelingt mir einige kleinere Wellen zu bekommen aber die ständige Strampelei ist ermüdend und so lasse ich mich an den Strand spülen. Die nächsten Tage sind verregnet und stürmisch und bieten nichts zum surfen an. Ich erkunde in den regenfreien Momenten das noch im Winterschlaf befindliche Lacanau und beobachte das aufgewühlte Meer in der Hoffnung, dass es sich bessert.

Lacanau Wolkenrennen

Da das aber nicht wirklich passiert und zumindest das Wetter wieder besser wird, fahre ich weiter in Richtung Süden. Der Weg führt um das Bassin von Arcachon herum und erlaubt einen Abstecher zur Düne von Pilat. Es ist später Nachmittag und die Sonne geht langsam unter. Auf dem Weg vom Parkplatz wird der Sandweg immer weicher und plötzlich tritt man aus dem Wald und steht vor einer 100m hohen Sandwand, die den angrenzenden Waldrand langsam auffrisst. Zum Glück wurde eine Treppe installiert, die mir den Aufstieg doch sehr erleichtert.

Halber Weg zur Spitze der Dune de Pilat

Oben angekommen werde ich von dem starken Wind fast wieder die zurückgepustet. Auf dem Kamm der Düne habe ich dann einen atemraubenden Blick auf dieses Naturschauspiel. Fast als ob man in der Wüste steht. Endlose gewaltige Sandmassen, die sich ins Landesinnere ausbreiten und permanent durch den Wind umgeschichtet und weiter getrieben werden.

Ein Gefühl der Endlosigkeit auf der Dune de Pilat

Zurück am Auto schütte ich erstmal einen halben Buddelkasten Sand aus meinen Schuhen und fahre dann weiter bis nach Biscarosse-Plage. Hier stelle ich mich auf den fast leeren Stellplatz inmitten eines Kiefernwaldes und habe sogar den Strand in fussläufiger Nähe. Zum gleichen Zeitpunkt findet dort auch ein Wettkampf der Junior Pro Surftour statt. Und so verbringe ich die nächsten Tage mit surfen und surfen gucken.

Abracadabra

Nach vier Tagen wird das Meer flach und es wird Zeit, dass ich weiter ziehe.Mit einem Zwischenstopp inklusive Surfen in Mimizan-Plage komme ich zum Cap de l’Homy. Ich komme zur Mittagszeit an und als ich über die Düne laufe bleibt mir die Luft weg. Vor Überraschung. Es ist windstill und im Wasser kringeln sich saubere Tubes ihren Weg zum Strand. Ich buche mich für ein paar Tage auf dem dortigen Campingplatz ein. Überraschenderweise konzentrieren sich hier scheinbar die Deutschen in den Pfingstferien. Der Weg zum Surfspot führt hier auch über die Düne und so bin ich schon perfekt aufgewärmt, als ich das Wasser erreiche. Ich habe zwei Tage in guten Bedingungen, bis auch hier der Swell wieder nachlässt.

Cap de l'Homys eigenen Treppen in den Dünen

Die letzte Etappe vor dem Baskenland geht nach Capbreton. Auch auf dieser Fahrt mache ich wieder einen Zwischenstopp. Im Hinterland der Cote d’Argent befinden sich eine Menge grosser Seen mit Angeboten wie Segeln und Kajak fahren. Einer davon ist der Etang de Léon. Ich wandere etwas am See und an dem Fluss zum Meer entlang und geniesse die Stille und die Natur.

Morgens am Etang de Leon

Mit einem kurzen Halt im Ripcurl Outletcenter in Hossegor lande ich dann in Capbreton. Erste Anlaufstelle ist für mich der bei Bodyboarder beliebte Surfshop OMG, der sich voll auf Bodyboarding spezialisiert hat. Nachdem ich dort auch den einen und anderen Euro gelassen habe geht es mit neuen Flossen im Gepäck zum Stellplatz. Da es zum Surfen zu spät ist, schlendere ich den Strand entlang zu den berühmten Bunckerresten „Blockhouse“ und weiter zu einer Strandbar mit Live-Musik. Mit einem Bier und dem Sonnenuntergang vor und entspannter Musik hinter mir beobachte ich die letzen Surfer im Wasser. Und dann muss ich mich sputen noch vor der Dunkelheit wieder zurück zu sein.

Capbreton Plage Centrale
Sonnenuntergang am Capbreton Blockhouse

Die Nacht überrascht dann mit einem starken Regen, der zum Glück am Morgen aufhört und der Sonne Platz macht. Den Tag verbringe ich zur Hälfte im Wasser und geniesse die ganz ordentlich laufenden Wellen.

Leider vertreibt mich das Wetter dann wieder von einem Ort, und so komme ich schliesslich im Baskenland an.

Viele Grüße, Thomas