So viele Menschen (Paris)
Es wird Zeit für Grossstadtgetümmel. Zurück aus der Natur ins geballte Leben. Nach vier Monaten ruhigen Strand- und Landleben geht es nun für ein paar Tage nach Paris.
Die ersten Stunden sind ein überwältigender Ansturm von Reizen auf meine Sinne. Laut, alle möglichen Gerüche, ein permanenter Informationsstrom und kontinuierliche Bewegungen im Blickfeld. Ein Gefühl, als ob man nach einer langen Zeit mit ungewürztem Essen ein Curry Vindaloo isst. Es dauert etwas, bis ich das Tempo der Grossstadt wieder aufgenommen habe.
Am ersten Nachmittag und Abend lasse ich mich im Quartier Latin und um Notre Dame treiben, durchstöbere das Bücherangebot bei Shakespeare & Co. und der Tag klingt in einer der vielen Bars von Saint-Germain de Pres aus.
Am nächsten Morgen fühlt sich das Stadttreiben schon wieder vertrauter an. Ich lasse ihn ganz entspannt bei einem Kaffee im Palais Royal beginnen und plane die Tour für den Tag. Die erste Etappe führt in Richtung Norden durch die überdachten Einkaufspassagen Galerie Vivienne und dann etwas weiter nördlich die Passage Jouffroy und Verdeau. Hier mache ich einen Schaufensterbummel vorbei an den noch besonderen und individuellen Läden.
Am Nachmittag fahre ich zum Montmartre. Als ich aus der Metro-station Abbesses wieder ans Tageslicht komme, überrascht mich die Jugendstilkirche Saint-Jean de Montmartre. Über dem mosaikverzierten Eingang laden drei freundliche Jugendstilengel zum Eintritt ein.
Und nun ist es Zeit für den Aufstieg. Erst auf den Berg zu Sacre-Coeur und dann zur Spitze der Kirche. Aber alle Mühen und Schweiss werden mit einem atemberaubenden Ausblick über Paris belohnt.
Und nun sind die Tuileries der beste Ort um den Tag mit einem neuen Buch aus der Galignani Buchhandlung ausklingen zu lassen.
Am Morgen ist schon klar, das wird ein richtig heisser Tag. Ich entscheide mich für klimatisierte Räume und verbringe den Tag im Musee d’Orsay und im Louvre.
Nach dem Museumstag zieht es mich in den östlichen Aussenbezirk von Paris nach Vincennes. Eine Gegend die trotz der vielen Parisbesuche noch unbekanntes Terrain für mich ist. Im Bois de Vincennes befindet sich der Jardin d’Agronomie Tropicale. Es handelt sich um die Überreste einer Kolonialausstellung aus der Zeit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die in einem Geisterwald an eine dunkle Vergangenheit des Kolonialismus erinnern.
Ich laufe wieder weiter stadteinwärts durch den Wald zum Chateau de Vincennes. Es handelt sich um eine ehemalige Festung und königliche Residenz auf deren Gelände sich auch eine sehr imposante Kapelle befindet.
Am letzten Tag besuche ich zwei Stätten, die gegensätzlicher im Verhältnis des geschichtlichen, aber auch architektonischen Kontext nicht sein könnten.
Am Vormittag fahre ich zum Grabmahl von Napoleon Bonaparte auf dem Gelände des Hotel des Invalides. Hier finde ich eine gigantische Inszenierung von Personenkult die für mich an vielen Stellen seltsame gestalterische und darstellerische Stilblüten getrieben hat.
Nach einer kurzen Fahrt mit der Metro erreiche eine andere Ruhestätte von zwei der bekanntesten Figuren der französischen Geschichte. Eingebettet in einen kleinen Park mitten in einem Wohngebiet liegt die Chapelle Expiatoire. In dieser relativ kleinen und unscheinbaren Kapelle befinden sich die Grabstätten von König Louis dem 16ten und Marie Antoinette.
Nach soviel geballter französischer Geschichte lasse ich den Tag mit einem ziellosen Stadtbummel ausklingen und mache mich am nächsten Tag auf den Weg zurück in die Bretagne. Fürs erste reicht es mit dem Grosstadtleben.
Viele Grüsse, Thomas