Wendepunkt und zurück (Portugals Mitte)
(4363 – 6633 km)
Die grüne Mitte von Portugal ist nicht mehr so grün und wie weit werde ich in Richtung Süden noch fahren, denn langsam wird es Zeit sich über die Rückfahrt Gedanken zu machen.
Ich beginne meine Erkundung von Portugals Mitte in Praia da Barra, in der Nähe von Aveiro. Der lange Strandabschnitt lädt mich für ein paar Tage zum Surfen ein und entlang des Holzsteges auf den Dünen reihen sich einige Cafes und Beachbars mit bestem Blick auf das Wasser.
Ich fahre weiter, immer an der Küste entlang und übernachte auf Parkplätzen direkt auf den Klippen und an den Stränden. Der Abschnitt der Küste erinnert mich mit den langen Strandabschnitten und zahlreichen Surfspots an eine etwas kürzere Version der Cote d’Argent an der französischen Westküste. Ab circa der Hälfte der Strecke geht es über die schnurgerade Estrada Atlantica. Aber irgendetwas stimmt mit den Farben nicht. Und mit einem Mal erkenne ich was. Neben blauem Himmel und grünem Boden sind die Bäume alle schwarz verkohlt. In der Gegend haben letztes Jahr verheerende Waldbrände gewütet und die Fahrt geht durch eine ziemlich gespenstische Kulisse.
Am Ende dieser geraden Strasse wende ich mich etwas ins Landesinnere und besuche auf meinem Weg nach Peniche noch Alcobaca und die Mittelalterstadt Obidos.
In Alcobaca befindet sich ein riesiges Kloster mit einer Kirche, die Portugals tragischem Liebespaar Ines und Pedro gewidmet ist. Beide liegen in kunstvollen Särgen in der Kirche gegenüber aufgestellt. Das Kloster ist sehr detailreich restauriert worden und lädt mich geradezu zum umherwandeln ein.
Obidos ist eine schön verwinkelte Mittelalterstadt. Ich trete durch das alte Stadttor und befinde mich erstmal in der Hauptstrasse, die von Andenkenläden gesäumt ist und in der in jedem zweiten Laden der berühmte örtliche Kirschlikör, Ginja, verkauft wird. Ich biege aber erstmal gleich in die erste Seitenstrasse ab und bin nun fast alleine in dem engen Strassengewirr. Ich streune durch die Stadt und erklimme noch die Stadtmauer. Ein kleiner Nervenkitzel, denn eine Seite hat keine Absperrung.
Am Abend komme ich noch rechtzeitig zum Einchecken auf dem Campingplatz in Peniche an. Da keine besonderen Wellen laufen, und die Strände trotzdem mit Surfschulen voll sind, entschliesse ich mich am nächsten Tag einen Ausflug zur Insel Berlengas zu machen. Die Anfahrt mit dem Speedboot ähnelt einerAchterbahnfahrt inklusive kleinen Sprüngen. Die Insel ist nicht besonders gross, hat aber einige Grotten und ein kleines Fort zu bieten. Und die Wasserfarbe ist hier fantastisch.
Am nächsten Tag fahre ich noch weiter in den Süden. Mit einer Zwischenstation in Ericera lande ich dann wieder in Sintra bei Sintrasurf. Ich gehe die nächsten zwei Wochen fast jeden Tag mit Nic und seinen Surfgruppen ins Wasser und teste mich durch die portugiesische Küche der Umgebung.
Einen Tag nutze ich auch zu einem Ausflug zum Palast von Mafra, einem ehemaligen Königssitz. Es ist ein riesiges Gebäude inklusive Basilika, Kloster und einer grossen Bibliothek.
Die zweite Woche ist auch wieder Michel mit seiner Familie und Freunden vor Ort, und im Gegensatz zum März können wir diesmal auch endlich bei Sonnenschein surfen.
Und dann heisst es für mich die Rückfahrt anzutreten. Am Abend vor der Abfahrt gehen wir nochmal alle in die Strandbar von Azenhas do Mar und am nächsten Morgen beginnt dann die lange Fahrt zurück. Ich fahre drei Tage auf dem direkten Weg in die Bretagne.
Viele Grüsse, Thomas